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Kollodiumfotograf Martin Diesch

Martin Diesch

Kollodiumfotograf

Alte Technik, frische Inspirationen

Martin Diesch ist Kollodium-Fotograf aus Lübeck

Martin Diesch ist Fotograf. Nicht irgendeiner. Der Lübecker setzt auf eine Technik, die manch einer als antiquiert bezeichnen könnte, die es aber nicht ist. Das Kollodium-Nassplatten-Verfahren stammt zwar aus dem 19. Jahrhundert. Auf innovative und individuelle Weise hat der 41-Jährige das betagte Verfahren in die Gegenwart geführt und schafft Aufnahmen, die einmalig sind.  

Mehr als sein halbes Leben lang begeistert den gebürtigen Augsburger die Fotografie. Den studierten Juristen faszinieren Kompositionen, Stilformen und Techniken. Vor allem die analoge Fotografie hat es dem 41-Jährigen angetan – im speziellen das so genannte Kollodium-Nassplatten-Verfahren, wie es Fotografen vor 150 Jahren angewandt haben. „Vor zehn Jahren habe ich begonnen, mich mit dieser außerordentlich spannenden Form der Fotografie zu beschäftigen – ich habe mich immer und immer wieder fortgebildet, mich mit Gleichgesinnten ausgetauscht und vor allem viel, sehr viel experimentiert.“ Die Verbindung aus Kreativität und Technik sind der Motor, die den Künstler zu Höchstleistung antreiben. 

Das Kollodium-Nassplatten-Verfahren

Das Kollodium-Nassplatten-Verfahren wurde 1850 von Frederick Scott Archer erfunden. Zur Herstellung wird eine Glasplatte mit einer Lösung aus Kollodiumwolle und Bromsalzen in Ethanol und Ether übergossen. Die präparierte Platte muss anschließend in Dunkelheit in eine Lösung von Silbernitrat gelegt werden. Die Nassplatte wird anschließend in einer lichtdichten Kassette in eine Kamera eingesetzt. „Für wenige Sekunden setze ich die Platte dem Licht aus und übergieße sie anschließend in der Dunkelkammer mit einer Eisensulfatlösung“, berichtet Diesch. Ihm nächsten Schritt wird das die Platte fixiert und mit einer sogenannten Firnis, einem transparenten Überzug versehen.

Mit der mobilen Dunkelkammer unterwegs

„Natürlich hat es diese mit nicht unerheblichem logistischen Aufwand verbundene Form der Fotokunst heute nicht leicht“, räumt Martin Diesch ein. Für seine Motivexkursionen ist er stets mit einer mobilen Dunkelkammer unterwegs. In Zeiten von Smartphones und unzähliger Filter-Apps sind mit wenigen Klicks imposante Aufnahmen zum Teilen in den Sozialen Netzwerken produziert. „Ich scheue den Vergleich zu meiner Arbeit aber nicht, denn beim Betrachten meiner Aufnahmen wird den Betrachtenden schnell deutlich – es ist nicht nur ein starres Abbild eines Gebäudes, einer bestimmten Szenerie. Das Bild erwacht förmlich zum Leben.“ Ein besonderes Erlebnis und zugleich eine höchst emotionale Bestätigung seiner Arbeit sei das Sommerfest des Buddenbrookhauses 2021 gewesen. „Besucher hatten die Möglichkeit, ein Kollodium-Portrait von sich anfertige zu lassen. Ich bekomme bis heute eine Gänsehaut, wenn ich mich an die Reaktionen der Gäste erinnere, wenn im Entwicklerbad ihr Gesicht auf der zuvor grauen Metallplatte heraustrat.“

Jedes Bild ein Unikat

Und noch etwas ist am Kollodium-Verfahren bemerkenswert: „Jedes entstandene Bild ist ein Unikat, das es in dieser Form nur einmal geben wird.“ Durch die Arbeit mit Dunkelheit und Licht in Kamera und seiner mobilen Entwicklungskammer mit verschiedenen Chemikalien entstehen Ungereimtheiten. Kleine Störmomente. „Es sind keine Fotos, die mit Bearbeitungsprogrammen und Filters zur Makellosigkeit getrimmt wurden – es sind Fotografien mit Charakter.“ Vier Motive sind seit kurzem als exklusive Serie in den Shops der Lübecker Museen erhältlich. Als Postkarten, auf Notizbüchern in limitierter Auflage.  

Der Traum vom eigenen Galerie-Geschäft wird wahr

Martin Diesch lebt seit 2018 in Lübeck. „Ich habe den Norden, die Küste und das Meer immer geliebt, zusammen mit meiner Lebensgefährtin habe ich mir den Traum erfüllt und bin in diese wundervolle Stadt gezogen“, sagt Diesch. Arbeiten seiner digitalen Fotoserien sorgten übrigens 2020 bundesweit und im deutschsprachigen Ausland für Gesprächsstoff. Die ausdrucksstarken Schwarz-Weiß-Arbeiten der Kampagne „Ohne Kunst und Kultur wird’s still“, die Portraits von Vertretern besonders durch die Corona-Pandemie betroffener Branchen zeigt, entstanden in seinem Lübecker Fotostudio.

Jetzt wird ein lang gehegter Traum für den passionierten Fotografen wahr: In der Großen Burgstraße 24 in Lübeck bezieht Martin Diesch ein Galerie-Geschäft, in dem nicht nur Arbeiten des Künstlers begutachtet und erworben werden können: Im angrenzenden Studio kann der Kollodium-Fotograf auch live zur Tat schreiten. 

Szenen

Der Film

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